10.11.2025 – Thomas Gundermann
Wenn deutsche Anleger europäische Aktien halten, dann ergeben sich ihre Kursgewinne oder -verluste direkt aus der Aktienposition selbst. Bei US-Aktien hingegen wird der Wert in EUR vom EUR/USD-Wechselkurs beeinflusst und spiegelt somit nicht eins-zu-eins die Aktienentwicklung wider. Wertet der EUR gegenüber dem USD ab (EUR fällt, USD steigt), dann erhöht sich der EUR-Gegenwert der US-Aktien, selbst wenn die Aktienkurse stabil bleiben. Umgekehrt verhält es sich, wenn der EUR auf- bzw. der USD abwertet, dann verringert sich der EUR-Gegenwert der US-Aktien.
Angenommen, das Gesamtportfolio eines deutschen Anlegers beträgt zu Beginn 100.000 EUR, wovon 50.000 EUR bei einem EUR/USD Wechselkurs von 1,00 in US-Aktien und 50.000 EUR in europäischen Aktien investiert werden. Beide Positionen werden über einen bestimmten Zeitraum gehalten und am Ende komplett veräußert. Wie wirkt sich der EUR/USD-Wechselkurs in folgenden Szenarien aus?
Szenario A: Aktien steigen um 10 % und USD wird 10 % fester (EUR/USD fällt auf 0,90)
Die US-Aktien steigen auf 55.000 USD und werden mit einem EUR/USD-Kurs von 0,90 in EUR umgerechnet, was ca. 61.000 EUR-Gegenwert ergibt. Zusammen mit den 55.000 EUR europäischen Aktien beläuft sich das Gesamtportfolio auf ca. 116.000 EUR und weist folglich einem Anstieg um 16 % aus. Der Währungseffekt hat in diesem Szenario den Gewinn deutlich erhöht.
Szenario B: Aktien steigen um 10 % und USD schwächt sich um 10 % ab (EUR/USD steigt auf 1,10)
Die auf 55.000 USD gestiegene US-Aktienposition wird mit einem EUR/USD-Kurs von 1,10 in EUR umgerechnet, was 50.000 EUR entspricht und folglich in Summe keinen Kursgewinn ergibt. Zusammen mit den 55.000 EUR-Aktien beläuft sich das Gesamtportfolio auf 105.000 EUR und weist einen Gewinn von nur 5 % aus, obwohl alle Aktienpositionen um 10 % gestiegen sind. Der Währungseffekt verringert in diesem Szenario den Aktiengewinn spürbar.
Als deutscher Anleger kann selbst bei steigenden Aktienkursen rein durch den Währungseffekt ein Verlust im Portfolio entstehen. Je nach Stärke der Wechselkursbewegung kann dieser Effekt eine entscheidende Rolle spielen, gerade wenn das Portfolio eine hohe Fremdwährungsquote aufweist.
Von Januar bis Oktober 2025 hat sich der USD um ca. 12 % merklich abgeschwächt und EUR/USD ist von 1,04 auf 1,16 gestiegen. Diese Bewegung hat unabhängig von der Entwicklung an den Aktienmärkten für alle USD-Positionen einen hohen negativen Effekt auf deutsche Anleger. Bezogen auf den Weltaktienindex MSCI World, welcher standardmäßig in USD angegeben wird, bedeutet das eine um 12 %-Punkte geringere positive Jahresperformance rein aufgrund der Währungsentwicklung. Gleiches gilt für Anleihen in USD. Hier hat der negative Währungseffekt die positiven originären Anleiherenditen sogar übertroffen, sodass die an sich gut gelaufenen USD-Anleihepositionen im Jahr 2025 eine deutlich negative Wertentwicklung in EUR aufweisen.
Über einen längeren Zeitraum spielt die Wechselkursentwicklung eine geringere Rolle, da sich historisch gesehen die Phasen eines steigenden und fallenden EUR ausgleichen. Deshalb sind auch Währungsabsicherungen mittel- bis langfristig nicht immer sinnvoll, da damit zwar kurzfristig größere Schwankungen abgefedert werden können, doch auf längere Sicht die Rendite gemindert wird.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass kurzfristig das Währungsrisiko nicht zu unterschätzen ist und einen erheblichen Einfluss auf die tatsächliche Rendite in EUR hat. Langfristig wiederholen sich Zyklen steigender und fallender Wechselkurse etablierter Währungen und gleichen sich aus, sodass der Währungseffekt eine deutlich geringere Rolle spielt. Durch eine breite Streuung über mehrere Währungen kann das Währungsrisiko reduziert werden, ohne die Renditechancen zu schmälern.
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